Sucht mich!

 

Theater Barsch bringt die Uraufführung von Lukas Linders neuem Stück "Wer auf der Welt" auf die Bühne: eine ruhige Geschichte von der Leichtigkeit, verschwunden zu gehen, und der Schwierigkeit, gefunden zu werden.


Von Benedikt Wyss


Steinkopf hält seinen Lottoschein fest in der Hand. Er möchte an die Südsee. Die Kioskfrau soll ihm seine Lottozahlen - das Geburts- und Sterbedatum seiner Mutter – bitte in Glück ummünzen. Doch der Kiosk steht leer. Kioskfrau Ulla ist auf dem Klo. Also warten wir im Theater Roxy mit diesem neu-arbeitslosen Biedermeier auf Ulla, nur um dann zu erfahren, der Kiosk sei verkauft worden. Es beginnt zu regnen und der Wind reisst alles fort. Dieser Ort ist Vergangenheit. "Es ist vorbei," meint Ulla.

 

Doch dann kommt ihr eine Idee: Steinkopf soll sie entführen. Sie würden Lösegeld erpressen. Und teilen. Steinkopfs anfängliche Zweifel am Plan verfliegen schnell: kriminell und fair zugleich. Die beiden verschanzen sich in einem Pensionszimmer ausserhalb der Stadt. Es beginnt das lange Warten. Rollt ein Lastwagen voll Zukunft auf sie zu? Oder ist es am Ende nur dessen Staub, den sie schlucken? Plötzlich steht ein Mann im Zimmer. Ein Polizist mit einem Koffer.

 

Jonas Gillmann verzichtet in seiner Inszenierung von Lukas Linders Text auf jegliche Effekthascherei. Julius Griesenberg verkörpert den kleinbürgerlichen Steinkopf vorsichtig und sanft. Seine hilflose Annäherung gegenüber "Frau Ulla" berührt – ist lustig und traurig zugleich. Oft scheint er in Gedanken beim Papierstapel in seinem alten Büro. Patricia Nocon offenbart derweil die geheime Sehnsucht der kauzigen Kioskfrau: Die Sehnsucht, gefunden zu werden. Wie im kindlichen Versteckspiel: Die Freude im Gesicht des Anderen, wenn er dich sieht. "Und dabei bin es doch nur ich." In dieser Sehnsucht führt Linder in seinem Stück drei grundverschiedene Lebenswege in einem kleinen Zimmer zusammen. Denn auch der Polizist (Daniel Mangisch) wird die Frage stellen: "Wer auf der Welt soll mich schon suchen?"